Warum vergeht die Zeit schneller, wenn wir älter werden
Eine psychologische Betrachtung zur Zeitumstellung
An diesem Wochenende ist es wieder soweit: Die Uhren werden umgestellt. Eine Stunde vor oder zurück – je nach Saison. Während manche über den Sinn der Zeitumstellung diskutieren, regt sie auch dazu an, über eine andere, oft ganz persönliche Frage nachzudenken: Warum scheint die Zeit mit zunehmendem Alter schneller zu vergehen?
Erinnerst Du Dich an die Sommerferien als Kind? Sie schienen ewig zu dauern, voller kleiner Abenteuer und unvergesslicher Erlebnisse. Heute blickst Du vielleicht auf das vergangene Jahr zurück – und hast das Gefühl, es sei regelrecht vorbeigerauscht. Woran liegt das?
Die Psychologie hinter unserem Zeitempfinden
Forschende wie Marc Wittmann und Sandra Lehnhoff haben sich genau damit beschäftigt. In einer groß angelegten Studie mit Teilnehmenden im Alter von 14 bis 94 Jahren zeigte sich: Ältere Erwachsene nehmen den Verlauf der Zeit häufig als schneller wahr – besonders im Rückblick auf längere Zeiträume wie die letzten fünf oder zehn Jahre.
Ein möglicher Erklärungsansatz liegt in der Anzahl neuer Erfahrungen, die wir machen. In jungen Jahren ist vieles zum ersten Mal: der erste Schultag, der erste Kuss, das erste Mal allein verreisen. Diese neuen Eindrücke prägen sich besonders tief ein – und lassen die Zeit im Rückblick „reicher“ erscheinen.
Im Erwachsenenleben hingegen wiederholen sich viele Abläufe. Routinen dominieren den Alltag. Und je weniger neue, erinnerungswürdige Momente es gibt, desto kompakter erscheint uns der Zeitraum im Nachhinein.
Warum vergeht Zeit manchmal langsam, manchmal schnell?
Unsere Zeitwahrnehmung ist auch stark abhängig von Aufmerksamkeit und Kontext. Wer schon einmal auf einen verspäteten Zug gewartet oder eine langweilige Präsentation verfolgt hat, kennt das Gefühl: Sekunden dehnen sich ewig. Gleichzeitig können Wochen oder Monate im Rückblick nahezu verschwimmen – wenn sie überwiegend routiniert oder wenig abwechslungsreich waren.
Das liegt daran, dass unser Gehirn vergangene Zeiträume rekonstruiert – und dafür auf gespeicherte Eindrücke zurückgreift. Gibt es viele davon, erscheint ein Zeitraum länger. Gibt es wenige, erscheint er kürzer.
Was können wir tun, um Zeit bewusster zu erleben?
Die gute Nachricht: Auch wenn wir die objektive Zeit nicht beeinflussen können, haben wir Einfluss auf unsere subjektive Wahrnehmung. Hier ein paar Impulse:
- Neue Erlebnisse schaffen
Reisen, Hobbys, Begegnungen, Perspektivwechsel – alles, was aus dem Alltagstrott herausführt, bietet neue Reize für unser Gehirn und schafft erinnerungswürdige Momente. - Achtsamkeit üben
Wer präsent ist – im Gespräch, beim Essen, beim Spaziergang – nimmt die Zeit intensiver wahr. Achtsamkeit kann helfen, aus dem Autopiloten auszusteigen und den Moment bewusster zu erleben. - Prioritäten setzen
Statt durch To-do-Listen zu hetzen, lohnt es sich, ab und zu innezuhalten und zu fragen: Was möchte ich wirklich erleben? Welche Momente sollen mir im Gedächtnis bleiben?
Zeit ist relativ – und wir gestalten sie mit
Dass die Zeit „immer schneller vergeht“, ist kein Naturgesetz, sondern eine subjektive Empfindung, die stark davon abhängt, wie wir leben, fühlen und erinnern. Die Zeitumstellung – so umstritten sie sein mag – kann ein Anlass sein, unser eigenes Verhältnis zur Zeit zu hinterfragen.
Wollen wir weiter durch die Tage rauschen? Oder bewusst wahrnehmen, was zählt? Die Entscheidung liegt – zumindest ein Stück weit – bei uns.
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